
Der Cebularz Lubelski ist ein polnischer Küchenklassiker, der weiches Fladenbrot mit karamellisierten Zwiebeln und knusprigen Mohnkörnern verbindet. Diese Spezialität aus der Region Lublin bietet eine tolle Balance zwischen dem süßlichen Hefeteig und dem intensiven Geschmack goldbrauner Zwiebeln. Bei jedem Bissen denke ich an die traditionellen polnischen Märkte zurück, wo der unwiderstehliche Duft dieser Fladenbrote durch die Luft weht und hungrige Vorbeigehende magisch anzieht.
Als ich diese Brote zum ersten Mal gebacken hab, war ich skeptisch wegen der simplen Zutaten. Wie könnte etwas so Einfaches bemerkenswert sein? Doch kaum kam die erste Ladung aus dem Ofen, durchströmte der Duft meine Küche, und meine Familie stürzte herbei, um zu probieren. Seitdem gehört dieses Rezept zu unserem Sonntagmorgen-Ritual, zusammen mit einem starken polnischen Kaffee.
Wichtige Zutaten
- Weizenmehl - Nimm Mehl mit mittlerem Proteingehalt (etwa 10-12%). Ich hab festgestellt, dass Bio-Mehle eine besonders gute Textur geben und einen tieferen Weizengeschmack haben, der super zu den Zwiebeln passt
- Trockenhefe - Sie sollte frisch sein für ein gutes Aufgehen. Ich bewahre meine Hefe immer im Kühlschrank auf und prüfe ihre Aktivität, indem ich sie mit lauwarmem Wasser und einer Prise Zucker mische – sie muss in wenigen Minuten schäumen
- Zwiebeln - Wähle gelbe oder weiße Zwiebeln, die sich prima karamellisieren lassen. Größere sind leichter fein zu hacken, aber vermeide solche mit weichen Stellen oder Keimen
- Mohnsamen - Kaufe möglichst frische für ihren leicht nussigen Geschmack. Ich lagere sie im Gefrierschrank und röste sie vor der Verwendung kurz an, um ihr Aroma zu verstärken
Mit der Zeit hab ich gelernt, dass die Qualität der Zwiebeln den ganzen Unterschied bei diesem Rezept macht. Während einer Reise nach Polen verriet mir ein Bäcker, dass er seine Zwiebeln persönlich auf dem Markt auswählt und auf feste, schwere Exemplare achtet – ein Zeichen für einen hohen natürlichen Zuckergehalt, der beim Karamellisieren zum Vorschein kommt.
Ausführliche Anleitung
Zubereitung des Vorteigs
Starte mit der Aktivierung der Hefe in einer kleinen Schüssel mit 60ml lauwarmem Wasser (nicht heiß, etwa 38°C) und einem Teelöffel Zucker. Lass das Gemisch 5-10 Minuten ruhen, bis es schäumt und nach frischem Brot riecht. Dieser Schritt ist entscheidend, denn er bestätigt, dass deine Hefe aktiv ist und den Teig richtig aufgehen lässt. Falls sich kein Schaum bildet, ist deine Hefe wahrscheinlich nicht mehr gut und sollte ersetzt werden.
Teigherstellung
Misch in einer großen Schüssel das gesiebte Mehl mit dem Salz und forme eine Mulde in der Mitte. Gieß die aktivierte Hefe, das restliche lauwarme Wasser und das Pflanzenöl hinein. Arbeite das Mehl mit einem Holzlöffel nach und nach von außen nach innen ein. Sobald der Teig zu dick wird, leg ihn auf eine bemehlte Arbeitsfläche. Knete kräftig mindestens 10 volle Minuten, dabei den Teig regelmäßig dehnen und falten. Dieses lange Kneten entwickelt das Gluten, das dem Brot seine typische elastische Textur verleiht.
Erstes Gehen
Forme den Teig zu einer Kugel und leg ihn in eine leicht geölte Schüssel. Dreh ihn um, damit seine gesamte Oberfläche mit einer dünnen Ölschicht überzogen wird – das verhindert, dass sich während des Gehens eine Kruste bildet. Deck ihn mit einem feuchten Tuch oder Frischhaltefolie ab und stell ihn an einen warmen Ort (idealerweise 24-27°C) ohne Zugluft. Lass ihn etwa 1 Stunde gehen oder bis er sein Volumen verdoppelt hat. Um zu prüfen, ob er fertig ist, drück vorsichtig mit einem Finger hinein – die Delle sollte sichtbar bleiben, ohne dass der Teig zusammenfällt.
Zwiebeln karamellisieren
Während der Teig geht, bereite die Zwiebeln vor – das Herzstück dieses Rezepts. Hack sie fein und gleichmäßig für eine einheitliche Garzeit. Erhitze Öl in einer breiten Pfanne bei mittlerer Hitze, gib die Zwiebeln hinzu und würze mit einer Prise Salz, um Feuchtigkeit zu entziehen. Hier brauchst du Geduld – reduziere die Hitze und rühre regelmäßig 15-20 Minuten lang. Die Zwiebeln sollten langsam von durchsichtig-weiß zu karamellbraun werden und dabei natürliche Süße entwickeln, ohne zu verbrennen. In den letzten Minuten eine leichte Prise frisch gemahlenen Pfeffer hinzufügen.
Brote formen
Wenn der Teig aufgegangen ist, drück ihn vorsichtig mit den Handflächen flach. Teil ihn mit einem Teigschaber in 8 gleiche Stücke. Forme jedes Stück zu einer Kugel, indem du es mit einer hohlen Hand auf der Arbeitsfläche rollst, was Spannung an der Oberfläche erzeugt und dem Brot eine schöne Form gibt. Flache dann jede Kugel zu einer Scheibe von etwa 15 cm Durchmesser und 0,5 cm Dicke aus, wobei die Mitte etwas dicker als die Ränder sein sollte.
Belag auftragen
Leg die Teigscheiben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech und lass mindestens 5 cm Abstand zwischen ihnen, damit sie beim Backen genug Platz zum Aufgehen haben. Verteile mit einem Löffel großzügig karamellisierte Zwiebeln in der Mitte jeder Scheibe und lass einen Rand von etwa 1 cm frei. Befeuchte die Oberfläche der Zwiebeln leicht mit ein paar Tropfen Wasser und streue dann gleichmäßig Mohnsamen darüber – so haften sie während des Backens perfekt.
Perfektes Backen
Heiz deinen Ofen mindestens 20 Minuten lang auf 200°C vor, damit er die ideale Temperatur erreicht. Wenn möglich, stell eine kleine leere Fettpfanne auf den Ofenboden. Kurz bevor du die Brote in den Ofen schiebst, gieß eine halbe Tasse kochendes Wasser in die Fettpfanne, um Dampf zu erzeugen – das fördert die Bildung einer schönen Kruste. Back die Brote in der Ofenmitte 15-20 Minuten und kontrollier sie regelmäßig. Sie sind fertig, wenn die Ränder goldbraun sind und die Unterseite beim Klopfen hohl klingt.
Servieren und Genießen
Lass die Brote 5-10 Minuten auf einem Gitter abkühlen, damit sich ihre innere Struktur stabilisieren kann. Sie schmecken warm köstlich, können aber auch bei Zimmertemperatur genossen werden. Für ein authentisches polnisches Erlebnis serviere sie zu einer Kohlsuppe oder einem Glas Kefir.
Mein polnischer Großvater hatte immer einen Cebularz in ein sauberes Küchentuch gewickelt in seiner Tasche, wenn er zur Feldarbeit ging. Er sagte, dieses nahrhafte Brot gäbe ihm die nötige Kraft für den Tag, und der Duft der Zwiebeln halte die Müdigkeit fern. Diese Familiengeschichte begleitet mich jedes Mal, wenn ich dieses Rezept zubereite.
Die Geschichte hinter dem Cebularz
Dieses Zwiebelfladenbrot ist nicht nur köstlich, sondern auch geschichtsträchtig. Es stammt ursprünglich aus der Region Lublin in Ostpolen und entstand durch den Einfluss jüdischer Gemeinden, die seit Jahrhunderten in dieser Gegend lebten. Ursprünglich wurden diese Brote für den Sabbat gebacken und wurden zu einem kulinarischen Treffpunkt zwischen jüdischen und polnischen Traditionen. Heute genießt der Cebularz Lubelski in der Europäischen Union eine geschützte geografische Angabe – ein Zeugnis seiner kulturellen Bedeutung.

Regionale Abwandlungen
Jede polnische Familie hat ihre eigene Version des Cebularz. In manchen südlichen Regionen wird etwas zerdrückte Kartoffel zum Teig gegeben für eine noch zartere Textur. Weiter nördlich, an der Ostsee, wird oft ein Schuss kaltgepresstes Olivenöl über die Zwiebeln geträufelt, kurz bevor serviert wird. Auf meinen Reisen durch Polen hab ich sogar eine Version entdeckt, bei der die Zwiebeln mit fein gehackten Wildpilzen gemischt werden, was eine zusätzliche Umami-Dimension schafft.
Traditionelle Beilagen
In Polen wird Cebularz selten allein serviert. Er begleitet oft herzhafte Suppen wie Żurek (saure Suppe auf Roggenbasis) oder Barszcz (polnischer Borschtsch). Bei Familienfeiern kann er mit frischem Quark und Kräutern belegt werden, was einen leckeren Kontrast zwischen warmem Brot und kühlem Käse schafft. Für ein vollständigeres Erlebnis serviere ich diese Brote gern mit einer Auswahl polnischer Wurstwaren und hausgemachten fermentierten Gurken.
Tipps für festliche Anlässe
Wenn ich Gäste empfange, backe ich oft Mini-Cebularz, etwa halb so groß wie die Standardgröße – perfekte Häppchen für Vorspeisen. Ich experimentiere auch mit zusätzlichen Belägen, wie etwas geriebenem Räucherkäse, der in den letzten Backminuten über die Zwiebeln gestreut wird, oder ein paar knusprigen Speckwürfeln für eine deftigere Version. Diese kleinen Variationen respektieren den Geist des traditionellen Brotes und überraschen gleichzeitig die Gäste.
Meine größte Lektion beim Backen dieser Brote kam durch einen krassen Misserfolg, als ich aus Zeitdruck die erste Gehzeit vernachlässigt hatte. Das Ergebnis war dicht und gummiartig, weit entfernt von der luftigen Leichtigkeit, die ich mir erhofft hatte. Seitdem respektiere ich jeden Schritt des Prozesses und genieße die schrittweise Verwandlung einfacher Zutaten in etwas wirklich Außergewöhnliches.
Der Cebularz Lubelski verkörpert für mich das Wesen der traditionellen Küche – einfache Zutaten, die durch Zeit und Technik in etwas zutiefst Befriedigendes verwandelt werden. Jedes Mal, wenn ich ihn zubereite, spüre ich eine Verbindung zu Generationen polnischer Bäcker, die dieses Rezept über Jahrhunderte perfektioniert haben. Die Freude in den Gesichtern meiner Lieben, wenn sie den Duft von karamellisierten Zwiebeln und frischem Brot riechen, erinnert mich daran, warum diese kulinarischen Traditionen bewahrt und gefeiert werden sollten.
In unserer modernen, schnelllebigen Welt wird das Kneten eines Teigs, das langsame Karamellisieren von Zwiebeln und das geduldige Warten auf die Gärung fast zu einem Akt des Widerstands – eine Möglichkeit, sich wieder mit dem natürlichen Rhythmus der alten Küche zu verbinden. Vielleicht liegt darin das wahre Geheimnis des Cebularz – über seinen unvergleichlichen Geschmack hinaus schenkt er uns einen Moment der Ruhe und Gegenwart, eine Feier der Einfachheit und des Könnens, das Generationen überdauert.
Häufig gestellte Fragen
- → Was ist der Cebularz Lubelski?
- Das ist ein traditionelles Fladenbrot aus der polnischen Region Lublin, bekannt für seine karamellisierten Zwiebeln und Mohn.
- → Kann man dieses Fladenbrot einfrieren?
- Ja, einfrieren ist bis zu einem Monat möglich. Zum Aufwärmen einfach im Ofen backen und die Frische genießen.
- → Wie serviert man den Cebularz Lubelski?
- Perfekt als Beilage, kleiner Snack oder als Basis für belegte Brote. Schmeckt warm oder lauwarm besonders gut.
- → Was bedeutet Cebularz?
- Auf Polnisch bedeutet 'Cebularz' wörtlich 'Zwiebelbrot' – ein Hinweis auf die Hauptzutat.
- → Wie gelingen perfekte karamellisierte Zwiebeln?
- Auf kleiner Flamme 15–20 Minuten braten und regelmäßig rühren, damit sie nicht anbrennen.